Was ist die Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO)?
Bei der Hyperbaren Sauerstofftherapie (kurz: HBO) atmet der Patient für einen festgelegten Zeitraum in einer Überdruckkammer mit einer Maske oder in besonderen Fällen über ein Kopfzelt medizinisch reinen Sauerstoff ein. Der Sauerstoff wird über die Lunge an das Blut weitergegeben. Die roten Blutkörperchen, die den Sauerstoff transportieren, sind schon bei normaler Luftatmung nahezu vollständig mit Sauerstoff gesättigt und können nur noch unwesentlich mehr aufnehmen.
Durch den erhöhten Druck wird der Sauerstoff in der Blutflüssigkeit vermehrt physikalisch gelöst – ähnlich wie die Kohlensäure in einer ungeöffneten Mineralwasser-Flasche. Im Vergleich zur Atmung von normaler atmosphärischer Luft kann während der HBO-Therapie im Blut die ca. 20-fache Menge Sauerstoff transportiert werden. So können auch diejenigen Körpergewebe, die wegen ihrer Lage am Endpunkt der Körperdurchblutung bei entsprechenden Erkrankungen schlechter versorgt werden, vermehrt Sauerstoff erhalten.
Darstellung der Sauerstoffaufnahme:
- Chemisch ans Hämoglobin (unter normalem Umgebungsdruck)
- Physikalisch ans Plasma (unter Überdruck)
Positive Wirkungen des Sauerstoffs unter Uberdruck:
Die Diffusionsbedingungen für Sauerstoff vom Blut in das Gewebe zur Versorgung der Körperzellen können durch verschiedene Faktoren beeinträchtigt werden. Die Folge ist ein Sauerstoffmangel mit entsprechend eingeschränktem Energiestoffwechsel.
Bei der Erhöhung des Sauerstoffpartialdruckes während der HBO-Behandlung verlängert sich die Diffusionsstrecke für den Sauerstoff bis um das Vierfache gegenüber einer normobaren Luftatmung. Hierdurch erreicht der Sauerstoff auch weiter von den Blutgefäßen entfernt gelegene sauerstoffmangelversorgte Körpergebiete, was zu einer Kompensation des dortigen Sauerstoffdefizits führt. Zellen, die bei der Heilung von Wunden für den Aufbau von neuem Gewebe verantwortlich sind, benötigen für ihre Funktion eine Mindestmenge Sauerstoff. Steht diese nicht zur Verfügung, weil die Blutzufuhr in großen oder kleinen Gefäßen vermindert ist, kann es zu Wundheilungsstörungen kommen. Diese treten häufig z.B. als sog. „offene Beine“ bei Diabetikern auf. Eine Verbesserung der Sauerstoffversorgung während der HBO kann diese Heilungszellen aktivieren und den Wundverschluß fördern.
Der Auf- und Abbau von Knochensubstanz ist elementar auf Sauerstoff angewiesen. Die HBO-Behandlung beeinflußt die bei bestimmten Krankheiten stark reduzierte Funktion dieser Zellen positiv.
Die HBO wirkt auf mehreren Wegen gegen Krankheitskeime. Bestimmte Erreger (sog. Anaerobier) können in einer sauerstoffreichen Umgebung nicht überleben; sie werden während der HBO-Therapie direkt abgetötet und ihre Toxine darüber hinaus inaktiviert.
Ein Teil der körpereigenen Abwehrzellen – sog. Freßzellen – benötigen zur Keimabtötung große Mengen Sauerstoff. Bei einem Sauerstoffmangel ist ihre Funktion beeinträchtigt und die Abwehrleistung vermindert; als Folge können sich Wunden infizieren. Die HBO kann die Leistung dieser Zellen und damit auch ihre Abwehrfunktion verbessern. Zudem wird die Wirkung einiger Antibiotika bei der Infektabwehr verstärkt.
Die HBO bewirkt bei einem Überangebot an Sauerstoff eine Verengung bestimmter Blutgefäße und kann damit erheblich zum Rückgang von Schwellungen beitragen.
Untersuchungen vor der ersten Therapie:
Genaue Angaben über den Gesundheitszustand des Patienten sind unbedingt erforderlich; dazu muß ein Patientenfragebogen vor dem ersten Arztgespräch sorgfältig ausgefüllt werden. Bevor der Patient in der Druckkammer behandelt werden kann, muß die Druckkammertauglichkeit festgestellt werden. Hierzu erfolgen eine gründliche körperliche Untersuchung, die Überprüfung der Lungenfunktion, die Anfertigung eines EKG und falls nötig eines Belastungs-EKG sowie, je nach Grunderkrankung, weitere Tests. Außerdem wird ein nicht älter als zwei Jahre altes Röntgenbild der Lunge benötigt.
Einige Erkrankungen machen eine Behandlung in der Druckkammer sehr schwierig oder schließen eine Therapie aus. Hierzu gehören u.a.:
- bekannte Anfallsleiden (z.B. Epilepsie)
- nicht beherrschbare Angst in engen Räumen
- relevante Lungenerkrankungen
- schwerwiegende Herz- und Kreislaufprobleme
Auch während der Schwangerschaft sollte eine HBO-Therapie nur in Notfällen nach vorheriger Rücksprache mit dem behandelnden Arzt durchgeführt werden.
In jedem Falle muß der zu erwartende Nutzen der HBO-Therapie das Risiko von Nebenwirkungen einer HBO-Therapie übertreffen. Diese Entscheidung wird individuell anhand eines jeden einzelnen Patienten getroffen. Nebenwirkungen der HBO:
Wie bei jeder Behandlung, kann es auch bei der Therapie mit hyperbarem Sauerstoff zu Nebenwirkungen kommen, die allerdings bei gründlichen Voruntersuchungen und der attestierten Druckkammertauglichkeit sehr selten sind. Die Gabe von reinem Sauerstoff unter Überdruckbedingungen muß genau dosiert und überwacht werden.
Speziell geschultes Personal sowie modernste Überwachungstechnik (Sichtfenster, Videokameras und Sprechanlagen) tragen zu einer optimalen Sicherheit bei. Über mögliche Nebenwirkungen werden die Patienten vom Druckkammerarzt vor Beginn der Behandlung im Rahmen des ausführlichen Informationsgespräches detailliert aufgeklärt.
Anwendungsgebiete der HBO-Therapie
- Ob chronische Wunden, Knochenerkrankungen oder Bestrahlungsspätfolgen, ob akute Hörstörungen wie Hörsturz, Tinnitus und Schalltrauma und etliche weitere Indikationen: Die hyperbare Sauerstofftherapie wird sowohl bei akuten als auch chronischen Erkrankungen, die von erhöhtem Sauerstoffangebot profitieren, erfolgreich angewandt
- Longcovid Syndrom:
Gegen Long Covid half bisher nur eines: Sich erst gar nicht mit dem Coronavirus anzustecken. Nun haben israelische Forschende eine Behandlungsmethode gefunden, die für die Millionen von Menschen, die an Long Covid leiden, eine deutliche Entlastung bringen könnte: Mit per Hochdruck verabreichtem, reinem Sauerstoff sollen sich die Folgesymptome der Erkrankung lindern lassen.
- Die Patientinnen und Patienten, die an einer Studie der Universität Tel Aviv teilnahmen, litten vor der Behandlung unter anhaltender Erschöpfung, Konzentrationsproblemen, Wortfindungsstörungen, aber teils auch unter psychiatrischen Problemen wie Depressionen und Angststörungen. Die Forscher unterzogen die Betroffenen über einige Wochen einer intensiven Hochdruck-Sauerstoff-Therapie. Parallel dazu wurden mittels Magnetresonanz mögliche Veränderungen im Gehirn gemessen.
Erfolge sogar sichtbar
Auf den Bildern zeigte sich vor dem Beginn der Behandlung, dass das Coronavirus nachhaltige Schäden im Frontallappen des Gehirns bewirkt hatte. Im Laufe der Behandlung besserte sich nicht nur das Befinden der Betroffenen, auch die sichtbaren Schäden im Gehirn entwickelten sich teilweise zurück. Die Verbesserung zeigte sich auch in kognitiven Tests, die den Versuchspersonen vorgelegt wurden.Zuvor hatte sich die Hochdruck-Sauerstoff-Therapie bei der Behandlung nach Schlaganfällen oder Gehirntraumata als effektiv erwiesen. Die Forscher der Universität Tel Aviv vermuteten, dass sich die Methode auch gegen Long Covid einsetzen lässt. Sie unterzogen 73 Long-Covid-Patientinnen und -Patienten zwei Monate lang an fünf Tagen pro Woche der Therapie mit reinem Sauerstoff, der über Maske verabreicht wurde. Der Kontrollgruppe wurde Luft verabreicht. Alle Versuchspersonen hatten zum Beginn der Tests bereits seit mindestens drei Monaten an Long-Covid-Symptomen gelitten.
Regeneration der Zellstruktur im Gehirn
Am Ende der Behandlung zeigte jene Gruppe, die mit der Hochdrucktherapie behandelt worden war, eine deutliche Verbesserung ihrer Beschwerden. In der Kontrollgruppe hingegen blieben die Symptome weitgehend unverändert, auch die Magnetresonanz zeigte keine Veränderung. Die größten Fortschritte brachte die Therapie für das Konzentrationsvermögen der Betroffenen, aber auch für ihre Fähigkeit, Aufgaben zu planen und durchzuführen. Neue Informationen konnten schneller verarbeitet werden. Zudem brachte die Therapie eine Linderung der psychiatrischen Beschwerden und verbesserte die Schlafqualität.
Die Therapie helfe dem Gehirn, seine Zellstruktur zu regenerieren, erklärt Shani Itskovich-Zilberman vom Forscherteam. Studienleiter Shai Efrati betrachtet die Forschungsergebnisse als Durchbruch. «Für Millionen von Menschen, die an langfristigen Covid-Symptomen leiden, verspricht die Studie neue Hoffnung für eine Genesung.»
Und nicht nur das: Die Forschungsergebnisse könnten auch Aufschlüsse über weitere Krankheitsbilder bieten, glaubt Efrati. Durch die Studie sei klar geworden, dass Viruserkrankungen chronische neurologische und psychiatrische Störungen auslösen könnten. Weitere Forschungen auf diesem Gebiet könnten für bisher nicht behandelbare Beschwerden neue Therapieansätze bringen. (Maria Sterkl, 26.7.2022)
1. 2.Wundheilungsstorungen / Problemwunden / Weichteile
- Diabetisches Fußsyndrom, Diabetische Problemwunden
- Chronische, nicht heilende Wunden
- Gefährdetes Haut- und/oder muskulo-skeletales Transplantat
- Ausgedehnter und/oder tiefgehender Weichteilschaden (Crush-Verletzung, Kompartmentsyndrom)
- Chronishe Bindegewebe und rheumatologische Krankheiten z.B. Polymyalgie Rheumatica, Rheumatoides Arthritis
- Die Behandlung mit hyperbarem Sauerstoff bei Diabetischem Fuß zielt darauf, schlecht heilende, chronische Wunden zu heilen. Die Anreicherung von Sauerstoff im betroffenen Gewebe durch die HBO-Therapie verhindert nicht nur eine weitere Verschlimmerung der Wunde. Heilungsprozesse werden angeregt. Nach ca. 15 HBO-Behandlungen setzt durch die Neubildung der Blutgefäße ein tiegfreifender Regenerationsprozess ein, und dies selbst bei einer bisher therapieresistenten Wunde. Hinzu kommt, dass Sauerstoff unter Überdruck Bakterien abtötet. So lassen sich durch die hyperbare Sauerstofftherapie Amputationen vermeiden bzw. begrenzen. Zur Beurteilung der Behandlungsaussichten wird vor der HBO ein schmerzfreies Sauerstoff-Mapping durchgeführt. Dabei wird getestet, ob die Gewebebeschaffenheit eine Sauerstoffdurchlässigkeit an den betroffenen Stellen zulässt.
Knochen - und Knochenmark-Erkrankungen
- Chronische Knochenhaut- und Knochenentzündungen (Osteitis, Osteomyelitis)
- Durchblutungsstörungen des Knochens, sog. aseptische Knochennekrosen (u.a. Hüftkopfnekrosen, Morbus Ahlbäck)
- Gestörte Knochenbruchheilung (u.a. Calcaneus-/Talus-Frakturen)
- Knochenmarksödemsyndrom (KMÖS)
HBO-Therapie in der Orthopädie bei aseptischen Knochennekrosen
- Behandlungsziel der HBO bei Hüftkopfnekrose, Morbus Ahlbäck am Kniegelenk oder einem Knochenmarködem-Syndrom (KMÖS) ist, die Durchblutungsstörung des Knochengewebes rückgängig zu machen und die geschädigten Knochenzellen wieder zu regenerieren. Bei der Behandlung mit hyperbarem Sauerstoff erleben Patienten mit aseptischer Knochennekrose oder KMÖS oft eine Verringerung ihrer Gelenkschmerzen und können auf Schmerzmittel verzichten. Je weniger die Knochennekrose fortgeschritten ist, umso bessere Chancen bestehen, den drohenden „Knocheninfarkt“ und damit den Gelenkersatz zu vermeiden. Durch den Erhalt des eigenen Gelenkes an Knie und Hüfte mithilfe der hyperbaren Sauerstofftherapie lassen sich riskante, im Laufe des Lebens zu wiederholende Operationsrisiken vermeiden. Zudem kann eine Endoprothese das eigene Gelenk nie vollständig in seiner Funktion und Belastbarkeit ersetzen.
MRT zeigt Chancen und Behandlungserfolge der HBO
Durch MRT-Aufnahmen ist eine exakte Einschätzung der mit der HBO verbundenen Heilungschancen vor Beginn der Therapie mit hyperbarem Sauerstoff möglich. Außerdem kann durch MRT-Aufnahmen das mit der hyperbaren Sauerstofftherapie erzielte Therapie-Ergebnis bei Knochennekrosen, Knochenmarködemen und Morbus Ahlbäck exakt belegt und dokumentiert werden. In enger Kooperation mit dem behandelnden Orthopäden bzw. Radiologen erarbeiten die HBO-Ärzte am Hyperbaren Sauerstoff-Zentrum München eine auf Ihre Beschwerden abgestimmte Sauerstoffüberdrucktherapie. In der Regel findet eine tägliche Behandlung über etwa 3 Wochen statt bzw. sollten 20 Behandlungen in der Therapie-Druckkammer erfolgen.
Wie wirkt die HBO bei Huftkopfnekrose, Morbus Ahlback oder Knochenmarkodem?
Unter der HBO-Therapie kann der zur Regeneration der geschädigten Knochenzellen notwendige Sauerstoff aus den kleinsten Blutgefäßen bis zu viermal weiter in das Gewebe eindringen. Ein bestehendes Knochenmarködem wird durch die Gefäßengstellung vermindert. Neue Blutgefäße werden gebildet, bindegewebsbildende Zellen werden aktiviert, Bindegewebsfasern entstehen vermehrt und werden miteinander vernetzt. Die Stimulation der Knochen ab- und aufbauenden Zellen führt zur Knochenregeneration
Pravention und Therapie von Bestrahlungsspatfolgen
- Osteoradionekrosen im Mund-, Kiefer- und Gesichtsbereich
- Strahlenzystitis der Blase nach Bestrahlung
- Strahlenproktitis im Enddarmbereich nach Bestrahlung
HBO-Therapie in der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirugie (MKG)
- Speziell bei einem vorgeschädigten Kieferknochen wie z.B. bei latenten Entzündungen, Knochenrückgang bei älteren Patienten, starken Rauchern etc. ist die Einheilung von Implantaten nicht sicher. Selbst ein Knochenaufbau führt nicht immer zu einem zufriedenstellenden Ergebnis. Manchmal muss der Zahnarzt daher von Implantaten abraten. Dem Patient bleibt dann nur noch die Prothese oder eine Brücke.
Zur besseren Einheilung eines Implantats wird der Kieferknochen mit hyperbarem Sauerstoff optimal vorbereitet. Durch die hohe Sauerstoffkonzentration im Blut wird der Kieferknochen mit sehr viel sauerstoffreicherem Blut durchströmt als üblich. Dies bewirkt das Abheilen von Knochenentzündungen. Es führt auch zur Ein-Sprossung von kleinen Blutgefäßen und zur Neubildung von Knochen-Bälkchen. Der Kieferknochen wird insgesamt gekräftigt. In einem so gestärkten und gut durchbluteten Kieferknochen kann der Kieferchirurg sogar ohne weiteres auch mehrere Implantate erfolgreich setzten.
Abhängig vom individuellen Zustand des Kieferknochens sind vor der Implantation ca. 10 Behandlungen mit hyperbarem Sauerstoff erforderlich. Um das Ergebnis noch besser zu konsolidieren, können gegebenenfalls noch einige weitere Sitzungen nach dem Eingriff notwendig sein.
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HBO-Therapie in der Urologie und Gynakologie
- Mithilfe der hyperbaren Sauerstofftherapie lassen sich Bestrahlungsspätfolgen an Blase und Enddarm ohne weitere operative Eingriffe oder Medikamente schonend und mit sehr guten Erfolgsraten behandeln. Denn die HBO vermag selbst chronische Wunden im Körperinnern zu heilen, die durch die Schädigung der besonders strahlenempfindliche Blutgefäße der Darm- und Blasenhaut entstanden sind. Damit eröffnet sie den von Spätfolgen einer Krebsbehandlung Betroffenen eine völlig neue Lebensqualität: Die für Strahlenproktitis oder Strahlenzystitis typischen andauernden Blutungen, Schmerzen oder Entzündungen können zum Stillstand gebracht werden, Transfusionen und Eingriffe wie Blasenentfernung oder das Legen eines künstlichen Darmausgangs lassen sich mit der HBO verhindern.
Wie wirkt die Hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) bei Bestrahlungsspatfolgen?
Der Zeitraum, in dem Spätfolgen einer Radiotherapie wie Strahlenproktitis und Strahlenzystitis eintreten können, liegt zwischen 30 Tagen und 30 Jahren nach Bestrahlungsbeginn. Die Therapie mit Sauerstoff unter Überdruck verbessert die Abwehrfunktion der weißen Blutkörperchen und stärkt solche Enzym-Systeme, die Bakterien abtöten. Die HBO regt die Gefäß-Neubildung und die Bildung von Bindegewebe in dem durch Bestrahlung geschädigten Gewebe an. Durch den Wechsel von Sauerstoffmangel und Sauerstoffüberversorgung wachsen neue Blutgefäße. Zur Behandlung von Strahlenproktitis oder Strahlenzystitis sind tägliche HBO-Behandlungen von 3 mal 30 Minuten mit medizinisch reinem Sauerstoff unter Überdruck über einen Zeitraum von mindestens 3 Wochen sinnvoll.
Wissenschaftlich belegt: Behandlungserfolg der HBO bei postradiogenen Weichteilschaden
Bereits auf der Konsensuskonferenz der Europäischen Gesellschaft für Radio-Onkologie (ESTRO) und der europäischen Gesellschaft für Hyperbarmedizin (ECHM), in Lissabon 2001, hat sich ergeben, dass die hyperbare Sauerstofftherapie bei den sonst nicht kausal zu behandelnden postradiogenen Weichteilschäden erfolgreich eingesetzt werden kann. Inzwischen sind weitere hochwertige Studien bis zur Evidenzklasse 1b hinzugekommen, die den Einsatz dieser Therapie bei Strahlenzystitis und Strahlenproktitis weiter begründen und absichern. Es ist zudem darauf hinzuweisen, dass zahlreiche Studien geringerer Evidenzklassen durchgehend konsistente Ergebnisse zeigen.
Hyperbare Sauerstofftherapie bei hämorrhagischer Strahlenzystitis nach Prostatakarzinom. Dr. S. Degener, H. Strelow, A. Pohle, D.A. Lazica, J. Windolf, J. Zumbé, S. Roth, A.S. Brandt. In: Der Urologe 2012-51: 1735-1740. Eine “vielversprechende, wenn auch noch selten angewendete Alternative bei rezidivierender oder interventionell nicht beherrschbarer Hämaturie stellt die hyperbare Sauerstofftherapie (HBO) dar”. Die Ergebnisse zeigen, dass mit der HBO eine Therapieform zur Verfügung steht, die diese schwerwiegenden Komplikationen der Strahlentherapie “mit einer Erfolgsrate von 90% und ausgesprochen geringer Nebenwirkungsrate therapieren kann”. Zur Zusammenfassung der Studie auf springermedizin.de.
Eine amerikanische Studie aus 2011 berichtet von einem positiven Therapieverlauf bei 89 Prozent der mit HBO behandelten Patienten mit Strahlenzystitis: Prospective assessment of outcomes in 411 patients treated with hyperbaric oxygen for chronic radiation tissue injury. Neil B. Hampson, MD1; James R. Holm, MD1; Claude E.Wreford-Brown, CHRN1; and John Feldmeier, DO. In: Cancer, 12/2011
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Akute Innenohr-Erkrankungen / Innenohrperzeptionsstörungen
- Akuter Hörsturz
- Tinnitus (Ohrgeräusche)
- Knalltrauma, Lärmtrauma (Akuter Lärmschaden)
- Morbus Menière (Ohrgeräusche, Hörminderung und Schwindel)
HBO-Therapie in der Hals- Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO)
- Ziel der HBO-Therapie bei akuten Hörstörungen ist, die Sauerstoff-Unterversorgung im Innenohr zu beseitigen und somit die geschädigten Sinneszellen zu regenerieren. Da die Ursachen für Hörsturz oder Tinnitus zu unterschiedlich oder oft unklar sind, gibt es zurzeit keine Therapie, die einen absolut sicheren Behandlungserfolg bei diesen akuten Innenohrerkrankungen garantieren kann. Damit diese Hörstörungen – wie plötzliche Taubheit bei Hörsturz und akustischem Unfall oder auch permanente Ohrgeräusche – jedoch nicht chronisch werden, sollte man alle zur Verfügung stehenden Behandlungsmöglichkeiten möglichst rasch ausschöpfen. Die besten Behandlungserfolge werden nachweislich innerhalb von 3 Monaten nach Auftreten der Hörstörungen oder Ohrgeräusche erzielt. Zu den schulmedizinischen Therapien bei Hörsturz, Knalltrauma und Tinnitus zählen die Durchblutung fördernde Medikamente wie Tabletten und Infusionen, entzündungshemmendes Cortison und auch die hyperbare Sauerstofftherapie (HBO).
HBO als Kombinationstherapie und Behandlungsalternative bei akuten Horstorungen
Sinnvoll bei Hörsturz, Knalltrauma und Tinnitus ist nicht nur eine rasche HNO-ärztliche Behandlung, wenn die Beschwerden nach ein bis drei Tagen nicht von selbst zurückgegangen sind. Auch eine schrittweise Kombinationstherapie mit Medikamenten, Infusionen und hyperbarer Sauerstofftherapie hat sich bewährt, die wir am Hyperbaren Sauerstoff-Zentrum München in Kooperation mit den behandelnden HNO-Fachärzten durchführen. Der Einsatz von hyperbarem Sauerstoff ist ebenfalls eine Behandlungsalternative, wenn zunächst durchgeführte Standardtherapien bei akuten Hörstörungen nicht erfolgreich oder unverträglich waren.
Wie wirkt die HBO bei Horsturz, Tinnitus, Knall- und Schalltrauma?
Durch das Einatmen von medizinisch reinem Sauerstoff in der Therapie-Druckkammer steigt der Sauerstoffgehalt in der Nährflüssigkeit der Sinneszellen des Innenohrs. Der zur Regeneration geschädigter Sinneszellen notwendige Sauerstoff kann aus den kleinsten Blutgefäßen bis zu viermal weiter in das Gewebe des Innenohrs eindringen. Dazu sind bei Knall-/Schalltrauma, Hörsturz und Tinnitus zwischen 10 und 20 HBO-Sitzungen à 2 Stunden und 15 Minuten erforderlich, die in einem komprimierten Zeitraum aufeinander folgen sollten. Die Erfolgskontrolle erfolgt über HNO-Untersuchungen.
HBO bei Horsturz und Schalltrauma: Eine weltweit anerkannte Therapie
Für die Wirksamkeit der HBO bei Hörsturz gibt es die zurzeit beste wissenschaftliche Datenlage unter allen Behandlungsmöglichkeiten. Es liegen randomisierte Studien der Evidenzklasse 1b vor, die den positiven Effekt der HBO nachgewiesen haben. So wird sie in den evidenzbasierten US-amerikanischen HNO-Leitlinien als adjuvante Therapie-Option bei Hörsturz empfohlen. Auch das 2010 veröffentlichte „European Manual of Medicine Otorhinolaryngology, Head and Neck Surgery“ der UEMS (Union Européenne de Médecins Spécialistes) dokumentiert die Wirksamkeit der hyperbaren Sauerstofftherapie bei Hörstörungen. Die hyperbare Sauerstofftherapie ist ebenso eine bei Knalltrauma international anerkannte Behandlungsmethode. So verfügen zahlreiche Armee-Krankenhäuser über Therapie-Druckkammern, um Schall- und Explosionstraumata wirkungsvoll zu behandeln. Seit März 2014 wird die Hyperbare Sauerstofftherapie HBO wieder als Therapie-Option in der aktuellen HNO-S1-Leitlinie zur Hörsturz-Behandlung empfohlen.
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Erkrankungen des Auges
- Anteriore ischämische Optikusneuropathie (Zentralarterienverschluss des Auges)
Weitere Indikationen
Migräne
- Bereits das Atmen von reinem Sauerstoff bei normalem Umgebungsdruck stellt eine etablierte Behandlung der Migräne dar. Vor allem in therapieresistenten Fällen mit zu lang anhaltender (mehrtägiger) Anfallsdauer und bei zunehmender Arzneimittel-Intoleranz kann die Therapie mit HBO im Rahmen eines multimodalen Therapiekonzeptes helfen. Durch die vermehrte Zufuhr von Hyperbarem Sauerstoff unter der HBO-Therapie in der Druckkammer wird die Schwellung der Nervenzellen reduziert. Sauerstoff führt zur Gefäßzusammenziehung und damit Ausschwemmung der Ödeme mit anschließender Verbesserung der Durchblutung. Der Zellstoffwechsel normalisiert sich. Der akute Anfall wird oft schon nach wenigen Atemzügen O2 unter hyperbaren Bedingungen beendet, die Patienten werden beinahe schlagartig schmerzfrei. Vor allem bei Arzneimittel-Intoleranz und zur Migräne-Prophylaxe ist die hyperbare Sauerstofftherapie eine Behandlungsalternative.
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Borreliose
- Bei chronischer Borreliose bzw. Lyme-Arthritis kann die hyperbare Sauerstofftherapie experimentell eingesetzt werden, um die Beschwerden wie unspezifische Schmerzen (Fibromyalgie) , Gelenkschwellungen, Gehschwächen und Arthrose zu bessern. Allerdings ist der Wirkungsmechanismus noch nicht ausreichend aufgeklärt, weshalb die Therapie nur in besonderen Ausnahmefällen angewendet wird. Man geht von der Annahme aus, dass der hohe Sauerstoffpartialdruck im Körper den Krankheitserreger vernichtet oder zumindest dezimiert und zwar auch dort, wohin Antibiotika nicht vordringen können. Wir bieten deshalb Patienten bei chronischer Borreliose / chronischer Lyme-Krankheit die HBO-Therapie als Behandlungsversuch an, insbesondere als weitere Chance nach mehreren Serien erfolgloser Antibiotika-Therapien.
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Notfall-Indikationen
- Tauchunfall / Druckluftunfall (Dekompressions-Erkrankungen)
- Kohlenmonoxidvergiftung, Rauchgasvergiftung
- Luft- und Gasembolien
- Gasbrand und andere nekrotisierende Weichteilinfektionen